Online Sprachenlernen mit der vhs - Erster Integrationskurs geht Online


Neben zahlreichen Sprachkursen starten nun auch Integrationskurse im virtuellen Klassenzimmer.

Welche Erfahrungen hat die Volkshochschule mit dem Online-Lernen gemacht? Im aktuellen Semester hat die vhs einen Schwerpunkt auf Online-Kurse gelegt. Dieses Interview gibt am Beispiel des Sprachenlernens Einblicke in die Herausforderungen und neuen Möglichkeiten des digitalen Lernens.

Neben zahlreichen Sprachkursen starten nun auch Integrationskurse im virtuellen Klassenzimmer. Seit Januar lernen 18 Teilnehmende aus 13 Ländern gemeinsam Deutsch im virtuellen Klassenzimmer. Sie kennen sich untereinander gut, denn schon seit März letzten Jahres besuchen sie den Integrationskurs der vhs in Lauf, lernen gemeinsam Deutsch und sind eine kleine Gemeinschaft geworden. Am 01.12.20 war dann - wieder - erst einmal Schluss. Der Präsenzunterricht musste eingestellt werden. Das war schon das zweite Mal. Bereits im März 2020 musste der Kurs, der damals gerade erst gestartet war, wegen Corona unterbrochen werden.

Herr Dr. Leifeld, Sie sind Geschäftsleiter der vhs. Welche Folgen hatte der bzw. die Lockdowns für die vhs?     

„Der bzw. die Lockdowns hatten uns natürlich auch sehr getroffen, da keinerlei Kurse mehr durchgeführt werden durften. Wir haben aber die Chance gesehen, die schon lang geplante Digitalisierung voranzubringen. Bereits im Frühjahr letzten Jahres haben daher unsere Fachbereichsleitungen intensiv daran gearbeitet, das Online-Kursangebot auszubauen. Gerade auch im Sprachbereich haben wir das Angebot kontinuierlich erweitern können. Inzwischen sind mehr als ein Viertel unseres Sprachkursangebots Onlinekurse.“

Frau Knoll, Sie sind Fachbereichsleiterin für Sprachen. Was waren die Herausforderungen für Sie bei der Entwicklung digitaler Angebote?

„Das Wesentliche beim Sprachenlernen besteht darin, dass Personen, die eine Fremdsprache erlernen wollen, alle Aspekte einer Sprache trainieren müssen. Sprache muss verstanden, gesprochen, gelesen und geschrieben werden. Das muss man üben. Gleichzeitig bedeutet Sprache vor allem Kommunikation und Austausch mit anderen. Im Präsenzunterricht wissen wir, wie wir dies alles vermitteln können. Auch können wir für die kommunikative Vielfalt auf Paar- und Gruppenarbeiten zurückgreifen. Die Herausforderung bestand darin, die richtigen technischen Tools zu finden, mit denen wir zum einen die bestehenden bewährten pädagogischen Konzepte beim Sprachenlernen im Online-Unterricht umsetzten konnten. Und gleichzeitig sollte die Anwendung so einfach und leicht wie möglich sein, für Unterrichtende als auch für Teilnehmende.“

Wie haben Sie das Ganze dann umgesetzt?

„Wir arbeiten mit dem Konferenztool Zoom. Hier sind wir in guter Gesellschaft mit den Universitäten in Bayern. Die Teilnehmenden können ganz einfach über einen Link webbasiert am Unterricht teilnehmen. Mit diesem Link können Sie dann das virtuelle Klassenzimmer, ein Meeting, betreten. Das ist sehr einfach und dazu braucht es keine besonderen IT-Kenntnisse. Alle Teilnehmende sehen sich in Bild und Ton und können miteinander kommunizieren. Da das Tool die Möglichkeit bietet, die Teilnehmende in kleine Gruppenräume, den s.g. Breakout-Rooms, einzuteilen, kann auch paarweise oder in Kleingruppen gearbeitet werden. Die Teilnehmenden können also immer ausreichend miteinander sprechen, sich austauschen und sich dabei auch sehen.

Unseren Dozenten stehen die im Kurs üblichen Kursbücher in digitaler Version zur Verfügung. Hier haben die Verlage enorme Arbeit geleistet. Im virtuellen Klassenzimmer kann der/die Dozent*in die Seite im Buch, die gerade bearbeitet wird, freischalten, sodass alle Teilnehmenden auf ihren Bildschirmen zuhause genau mitverfolgen können, was gerade im Buch besprochen wird. Die Teilnehmenden selbst arbeiten in ihrem eigenen Buch. So können die Texte gemeinsam gelesen und die Aufgaben bearbeitet werden. Zusatzmaterialen wie Hörbeispiele und kurze Videos sind ebenfalls Bestanteile des Kurses.

Alles in allem kann man sagen, dass mit der Kombination Konferenztool und digitalem Lehrwerk ein hochwertiger Online-Sprachkurs möglich ist.“

Herr Hornisch, Sie unterrichten den Integrationskurs Online. Ist das auch Ihre Einschätzung?

Der Online-Unterricht funktioniert sehr gut, auch im Integrationskurs. Sehr beliebt bei unseren Teilnehmenden sind die Breakout-Rooms die Frau Knoll gerade erwähnt hat. Die Teilnehmenden schätzen es, sich zu zweit auf Deutsch zu unterhalten und das Sprechen zu üben. Außerdem können sie so auch im sozialen Kontakt bleiben. Denn das ist ein Integrationskurs auch. Die Teilnehmenden lernen gemeinsam jeden Vormittag. Es entsteht eine richtige Kursgemeinschaft. Und auch im Onlinekurs kommt das Miteinander und die Gemeinschaft nicht zu kurz.

Jetzt ist ein Integrationskurs Online gegangen. Frau Knoll, wo liegen hier die Unterschiede zu den anderen Sprachkursen der vhs?

„Die vhs Unteres Pegnitztal führt diese Kurse im Auftrag des BAMFs durch. Die Konzepte und Rahmenbedingungen sind also vorgegeben. Das Bundesamt hat aufgrund der Coronakrise die Rahmenbedingungen für den Unterricht im virtuellen Klassenzimmer geschaffen. Hier wurde also gute Vorarbeit geleistet: So wurde z.B. von Seiten des BAMFs darauf Rücksicht genommen, dass intensiver Online-Unterricht anstrengender für Teilnehmende sein kann. Anstelle von max. fünf Unterrichtsstunden pro Tag sind nur noch vier erlaubt. Davon sollte möglichst eine Unterrichtsstunde für das eigenständige Arbeiten eingeplant werden. Auch gib es technische und pädagogische Qualitätsstandards, die eingehalten werden müssen. Wir haben uns natürlich gefreut, dass wir diese Standards schon mit unseren Online-Sprachkursen erfüllt haben. Es war also alles vorbereitet. So konnten wir nun im zweiten Lockdown schnell reagieren und innerhalb von drei Wochen den ersten Kurs Online fortsetzen.“

Wie haben die Teilnehmenden darauf reagiert, Herr Hornisch, dass sie plötzlich Online lernen sollen?

„Die Teilnehmenden waren sehr froh, dass sie weiterlernen konnten. Sie waren ja schon im Frühjahr vom Lockdown betroffen und sie wollten nicht noch einmal wertvolle Zeit verlieren. Denn eine lange Pause hat für die meisten von ihnen weitreichende Folgen. Sie wollen im Herbst eine Ausbildung beginnen oder ihre Deutschkenntnisse für den Beruf und die Arbeitswelt fitmachen. Die Kursunterbrechung im letzten Frühjahr hatte sie in ihrem Vorhaben schon zurückgeworfen.“

Herr Hornisch, haben den die Teilnehmenden die technische Voraussetzung zum Lernen?

„In diesem Kurs verfügen die meisten über PCs oder Tablets. Die Teilnahme ist aber auch mit dem Smartphone möglich. Das klappt auch sehr gut. Die meisten der Teilnehmenden verfügen auch über eine ausreichend stabile Internetverbindung. Allerdings haben wir auch Teilnehmende, die auf dem Land wohnen. Sie haben durchaus immer wieder Probleme mit der Verbindung. Das ist aber ein generelles Problem, das wir nicht lösen können.“

Im Moment sind ja alle im Homeoffice, Home-Schooling und nun auch im „Home-Integrationskurs“. Herr Hornisch, wie kommen die Teilnehmenden damit zurecht, wenn die ganze Familie zuhause ist?

„Erstaunlicherweise ganz gut. Sie nehmen wirklich regelmäßig am Kurs teil, sind froh, dass der Kurs stattfindet. Ab und an kommt auch mal ein Kind zum Vater oder zur Mutter und schaut zu, was gerade passiert. Das stört aber nicht. So leben wir eben im Moment: Zuhause. Da kann es dann auch schon mal passieren, dass die Katze auf den Tisch springt und in die Kamera schaut.“

Herr Leifeld, wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung. Wird es auch nach Corona Integrationskurse Online geben?

Ja, ich denke schon. Vor allem das Blended Learning wird auch nach Corona im Bereich der Integrationskurse Einzug halten. Z.B. könnten zukünftige Kurse dann an zwei Tagen im Präsenzunterricht und an zwei Tagen im Onlineunterricht stattfinden. Das bringt viel mehr Flexibilität mit sich und hätte dann Vorteile vor allem für Berufstätige.


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